Biber im Rheintal Information IRKA 2019

Der Biber im Alpenrheintal

Ein Bestand von rund 340 Bibern wurde im Winter 2018/2019 im Alpenrheintal erfasst. Während der Bestandsaufnahme 2014 waren es rund 130. Mit den im Frühjahr 2019 geborenen Jungtieren wird der Bestand im Alpenrheintal diesen Sommer über 400 betragen. Die grossen Nager kommen von der Rheinmündung in den Bodensee bis in die Seitentäler des Hinter- und Vorderrheins vor. Die Populationsentwicklung ist zunehmend. Eine Sättigung des Bestands ist noch nicht erreicht, da etliche bibertaugliche Gewässer noch keine Biber aufweisen. Wenn die Populationsentwicklung so weiter geht wie in den vergangenen 10 Jahren, wird das Alpenrheintal voraussichtlich in 5-10 Jahren vollständig besiedelt sein.

Im Land Vorarlberg hat sich der Bestand von 2014 bis 2018 etwa verdoppelt und wird mit 100 – 120 Tieren eingeschätzt. Im St. Gallischen Teil des Alpenrheintals wird die Population mit 90 – 110 Tieren beziffert. Liechtenstein beherbergt rund 60, das Bündner Rheintal etwa 50 Biber. Die Entwicklung der Alpenrhein-Population ging sehr schnell vor sich. Am „Eselschwanz“, einem Natur- und Landschaftsschutzgebiet am Alten Rhein zwischen Höchst und Gaissau wurden 2006 die ersten Biber des Rheintals entdeckt. 2008 wurden einzelne Tiere am Liechtensteiner und am Werdenberger Binnenkanal nachgewiesen. 2012 erreichten sie Rhäzüns. Seit 2016 sind auch der Vorder- und Hinterrhein besiedelt. Die Rheinstrecke zwischen Sargans und Bodensee ist aufgrund der hohen, fest verbauten Dämme und dem Schwall-Sunk wenig geeignet für die Biber. Einzig bei Balzers konnten die Biber 2018 an einer hoch aufgelandeten, bewaldeten Kiesbank Baue anlegen.

Rund 120 Kilometer Rheinstrecke beträgt die Distanz vom Bodensee bis zum entlegensten Vorkommen am Vorderrhein in Graubünden. Es wird spannend sein zu verfolgen, wie die Biber die Graubündner Bergtäler besiedeln werden. Die Höhengrenze der Biberverbreitung hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: Das Vorhandensein von Weichhölzern als Winternahrung sowie Gewässer, die im Winter nicht bis auf den Grund zufrieren. Mindestens zwei Biber haben sich 2018 an der renaturierten Flussstrecke von Inn und Flaz bei Samedan im Oberengadin auf einer Meereshöhe von 1700 Metern angesiedelt haben.

Chancen, Konflikte und Lösungen

Biber werden oft als „Architekten“, „Baumeister“ und „Förderer der Biodiversität“ bezeichnet. Sie sind in der Tat sehr erfinderisch bei ihren Aktivitäten. Sie besorgen sich Nahrung und Baumaterial durch das Fällen von Bäumen, bauen Staudämme und Burgen, überfluten Entwässerungsanlagen und setzen ganze Landstriche unter Wasser. Dabei können Infrastrukturen wie Strassen oder Hochwasser-Schutzdämme beschädigt werden. Durch ihre Aktivitäten schaffen Biber aber auch Lebensräume, die wir in der intensiv kultivierten Landschaft des Alpenrheintals sonst kaum mehr finden. Dadurch werden vor allem seltene, gefährdete Arten gefördert. In Mitteleuropa sind es heute bedrohte Arten wie der Schwarzstorch, die Geburtshelferkröte, der Laubfrosch, verschiedene Insektenarten, Wasservögel und viele andere. In Deutschland wurden in Bibergebieten fünfzig Prozent der vorkommenden Libellenarten, darunter 24 Arten der Roten Liste nachgewiesen. Kein anderer Lebensraumtyp weist eine so hohe Artendichte von Libellen auf.

Das Alpenrheintal ist eine vom Menschen extrem dicht genutzte Landschaft. Deshalb sind in vielen Fällen mit einem Bibervorkommen auch Konflikte vorprogrammiert. Es gelten deshalb bestimmte Grundsätze für ein erfolgreiches Bibermanagement. Biber handeln meist rasch und oft unvorhersehbar. Deshalb ist auch bei einem Konfliktfall rasches Handeln wichtig, was voraussetzt, dass die behördlichen Zuständigkeiten klar geregelt sind. Es empfiehlt sich bei Planungen in der Landschaft den Biber vorsorglich mit einzubeziehen, auch wenn noch keine Biber da sind. Dabei ist es wichtig, in erster Linie die Menschen zu informieren und zu unterstützen, die von einem Konflikt betroffen sind, anstatt zu versuchen, die Biber zu managen. Die effektivste und kostengünstigste Methode der Konfliktvermeidung ist jedoch die Aufwertung von Gewässern.

Literaturhinweis:

Fasel (2014): Der Rückkehrer. Die Wiedereinwanderung des Bibers ins Alpenrheintal.

103 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Verbreitungskarten.

Bestellung: econat@adon.li  Preis CHF 26.—

 

 

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